Amazon-Marktplatz in Irland gestartet

Neuer Amazon-Marktplatz und Logistikzentrum in Irland: Steuerliche Aspekte und Registrierung

Amazon hat wie bereits in 2024 angekündigt nun kürzlich seinen irischen Marktplatz Amazon.ie gestartet, um Kunden in Irland ein lokales Einkaufserlebnis zu bieten. Amazon wirbt nicht nur bei den neuen Kunden mit der Eröffnung des Marktplatzes in Irland, sondern auch bestehende Händler sollen nun ihre Produkte über Amazon.ie anbieten.

Damit der Kunde in den Genuss einer „Prime“ Bestellung kommt, muss außerdem sichergestellt werden, dass die Ware kurzfristig verfügbar ist und sich bereits in der Nähe des Kunden befindet. In diesem Fall greift Amazons Fullfillment Center, sodass Händler auf das Amazon Lager in Irland zurückgreifen können.

 

Nutzung des Amazon-Lagers in Irland

Steuerliche Registrierung erforderlich:

Um das Lager nutzen zu können, wird vorab eine umsatzsteuerliche Registrierung und eine Umsatzsteuer Identifikationsnummer in Irland benötigt. Eine solche Registrierung benötigt auf Grund von Zusammenstellung von Unterlagen beim Händler und Bearbeitung beim Finanzamt immer etwas Vorlaufzeit, die zum Start der Verkäufe in Irland mit einzuberechnen sind. Durch eine erfolgte Registrierung wird sichergestellt, dass die von Amazon vorgenommenen Verbringungen (Warenverschiebungen zwischen den Amazon Lagern) steuerlich abgebildet und erklärt werden können. Kommt es dann zu den angestrebten Umsätzen in Irland, sind die Lieferungen, welche aus dem irischen Lager stammen, lokal in Irland zu melden. Die Umsatzsteuermeldungen erfolgen im Standardfall zweimonatlich, sodass im Jahr 6 Voranmeldungen einzureichen sind. Außerdem wird Nach Ablauf des Jahres eine Jahresmeldung fällig (sog. RTD – Return of Trading Details).


Angebot von Amazon für die Registrierungen:

Amazon versucht Händler aktuell mit einem besonderen Angebot für die Nutzung des Amazon Lagers zu überzeugen:

  • Kostenlose Umsatzsteuer-Registrierung in Irland
  • Zwei Jahre kostenlose Einreichung der Umsatzsteuer-Erklärungen

Amazon bietet den Registrierungs- und Compliance-Service über externe Partner an. Wir möchten aber ausdrücklich darauf hinweisen, dass wir diese Lösung nicht pauschal empfehlen, selbst wenn eine Ersparnis von bis zu 1.900 € laut Amazon vorliegt.

Warum?

  • Die steuerliche Situation ist individuell – eine automatisierte Standardlösung berücksichtigt häufig nicht alle Besonderheiten Ihres Geschäftsmodells.
  • Es besteht das Risiko, dass wichtige länderspezifische Details übersehen werden.
  • Sie bleiben vollumfänglich haftbar – auch wenn die Registrierung und Einreichung durch Dritte erfolgt.

Unsere Empfehlung: Lassen Sie sich unabhängig steuerlich beraten, bevor Sie sich für eine dieser Lösungen entscheiden.


Fernverkäufe nach Irland:

Natürlich besteht weiterhin die Möglichkeit Lieferungen aus Deutschland oder anderen EU Ländern nach Irland vorzunehmen. Dies ist allerdings mit hohen Versandkosten verbunden. Diese Umsätze sind in der Regel als Fernverkäufe zu melden. Wird am OSS Verfahren teilgenommen, können diese Fernverkäufe nach Irland (auch bei einer umsatzsteuerlichen Registrierung in Irland) über das OSS Verfahren erklärt und die irische Umsatzsteuer abgeführt werden.

Fazit

Die Expansion von Amazon nach Irland bietet Händlern neue Möglichkeiten, ihre Produkte in einem wachsenden Markt zu präsentieren. Sollte das irische Amazon Lager von Ihnen genutzt werden, müssen Sie sich im Vorfeld um eine umsatzsteuerliche Registrierung in Irland bemühen und sicherstellen, dass die Umsatzsteuer Compliance in Irland in guten Händen liegt und die richtigen Umsätze lokal gemeldet werden. Bei Rückfragen melden Sie sich gerne bei uns in der Kanzlei.

TIPP: Sollten Sie als Händler Verkäufe in Irland forcieren, befassen Sie sich mit der Frage, welcher Steuersatz in Irland für ihre angebotenen Artikel gelten (23% Regelsteuersatz, 13,5% oder 9% ermäßigter Steuersatz, oder sogar 0%).

 

Titelfoto von cottonbro studio (bearbeitet) auf Pexels